Wie sicher die meisten Pferdehalter wissen, darf frisch eingebrachtes Pferdeheu nicht gleich verfüttert werden. Doch warum eigentlich nicht?
Eine weit verbreitete Meinung sind hier die Giftpflanzen. Das Argument ist, dass die Giftpflanzen nach der Wartezeit nicht mehr giftig seien. Dies ist jedoch nicht ganz korrekt. Es gibt zwar Giftpflanzen die tatsächlich ihre giftige Eigenschaften verlieren aber das ist wohl eher die Ausnahme. Die meisten Pflanzen bleiben auch nach der Wartezeit noch giftig!
Der tatsächliche Grund, weshalb frisches Pferdeheu nicht gleich gefüttert werden darf ist ein ganz anderer, nämlich der sog. Gärungsprozess den das Heu durchläuft. Dieser kann beim Pferd zu starken Kolliken führen.
Wusstet ihr, dass man eigentlich beim frischen Heu die Temperatur regelmäßig messen sollte?
Und zwar geht es da einerseits um versicherungstechnische Angelegenheiten wenn es tatsächlich einmal zum Heubrand kommt und zum anderen kann man angeklagt werden, wenn man kein „Heu Temperatur Tagebuch“ führt, es zum Heubrand kommt und man somit grob fahrlässig gehandelt hat. Hätte man nämlich die Temperatur kontrolliert, hätte man festgestellt das Gefahr droht und hätte entsprechend handeln können.
Selbst wenn das Heu scheinbar trocken eingebracht wurde muss es nicht lagerfähig sein. Auch hier müssen noch nicht alle Pflanzen abgestorben sein, können also noch zellgebundenes Wasser beinhalten wodurch es zur Restatmung kommen kann die dann den Schwitz- bzw Gärprozess verursacht.
Gerade bei schlechten Wetterverhältnissen kann es oft einmal nötig sein, das Heu schon verfrüht einzuholen. Hier besteht also noch mehr Restfeuchte im Heu, somit auch höhere Restatmung und dies wiederum verursacht mehr Wärme und Kohlendioxid.
Übrigens entsteht das Schwitzen (viele kennen das vielleicht dass es am Heulagerplatz, wo frisches Heu eingefahren wurde so dampfig sein kann) dadurch, dass die warme Luft vom Inneren des Heuballen nach Außen drängt wo es kälter ist.
Verschlimmert wird der Prozess noch wenn die Heuballen sehr stark gepresst sind, also verdichtet werden.
Durch die Wärmebildung vermehren sich natürlich auch die Bakterien. Übrigens kann Heu bis zu 75 Grad aufheizen!
Für die sichere Heulagerung sollte möglichst rasch eine Restfeuchte von 14% erreicht werden. Ab dieser Restfeuchte findet nämlich keine Gärung mehr statt. Beim Einholen hat das Heu meist um die 20-25% Restfeuchte, wobei über 20% für qualitatives Pferdeheu schon ungünstig sind und zu Qualitätsverlust führen können. Bei 25% Restfeuchte kann es schon zum Heubrand kommen, vor allem wenn das Heu viel Klee und Kräuter enthält.
Doch was kann man tun?
Hat das Heu eine Restfeuchte von 20% und mehr sollte es nur leicht gepresst bzw leicht und luftig bzw locker gelagert werden. Besser ist natürlich Heu mit so einer Restfeuchte erst gar nicht einzuholen oder aber mit einer Trocknungsanlage weiter zu trocknen, doch wer hat schon das Glück im Eigentum einer Trocknungsanlage zu sein?
Was man auch noch machen kann ist, dem Heu Viehsalz beizumischen, da dies wasseranziehend ist und somit auch mit unterstützen kann die Restfeuchte schnell zu senken.
Übrigens leidet auch die Futterqualität an der Hitzephase, je mehr das Heu aufheizt desto mehr leidet die Qualität.
Diese Gärungsphase ist normal nach 4-6 Wochen abgeschlossen. Ist das Heu jedoch noch sehr feucht, stark gepresst bzw verdichtet oder auch sehr jung, kann diese Phase sich auch verlängern.
In diesem Zusammenhang möchten wir noch kurz darauf eingehen, wie man eigentlich die Qualität des Pferdeheu kontrollieren kann.
Es gibt hier, die sicher allseits bekannten Test, nämlich:
Diese Tests sollten natürlich alle durchgeführt werden um die Qualität abschließend beurteilen zu können.
Farbe:
Verschmutzung:
Dazu einen Büschel des Heu nehmen und am besten über einem weißen Tuch oder eben hellen, sauberen Boden ausschütteln.
Schimmelbildung:
Geruch;
Griffprobe:
Heu schlechter Qualität sollte natürlich nicht verfüttert werden.
Quelle Allgäuer Bauernblatt 18/2012
Im Internet haben wir in einem Online Magazin auch noch einen Bericht gefunden wonach ein Pferd gestorben ist da ihm frisches Heu gefüttert wurde. Hier war es aber so, dass nicht der Pferdehalter sondern ein Fremder, der auch gar keine Ahnung von Pferden hatte, frisches Heu verfüttert hat. Es musste daraufhin ein Pferd eingeschläfert werden und zwei weitere wegen Kollik behandelt werden. Hier war es so, dass der Kläger (der Pferdebesitzer) Recht bekam und der Täter Schadenersatz leisten musste. Das Pferd macht das allerdings auch nicht wieder lebendig!
Was in diesem Zusammenhang aber auch sehr interessant war, dass hier auch kurz angesprochen wurde, dass es durchaus wichtig ist, seine Pferdekoppel mit entsprechenden Warnschildern zu versehen. Nämlich bezüglich des Stromzauns, als auch mit füttern verboten!
1 Comment
Also ich hatte noch nie probleme mit frischen heu. Allerdings sind es auch immer kleine ballen. Die auslüften. Bekannte hatten kürzlich frische (10tage) anwelk ballen geöffnet u verfüttert. Aua, habe ich gesagt. Das geht nicht. Silage u Heu ist ein unterschied. Aber den Pferden hat es nicht geschadet.