Vor allem in Ställen mit regem Reiterwechsel trifft man immer auch Pferde, die extrem ängstlich sind und daher unberechenbar werden. Viele Unfälle, die sich in den Ställen, in der Reitbahn oder gar im Gelände ereignen, wären aber vermeidbar, wenn die Pferde sich nicht ständig von unerfahrenen Reitern missverstanden fühlen würden.
Tatsächlich sind die wenigsten Pferde vom Charakter her bösartig. Vielmehr sind Reaktionen wie unvorhergesehenes Ausschlagen, Ausbrechen, Durchgehen oder Beißen, oft nichts anderes als ein hilfloser Ausdruck dafür, dass ein Pferd Angst hat vor irgendetwas. Wäre es nicht angebunden oder in einer Box eingesperrt, würde es vermutlich nicht beißen oder ausschlagen, sondern ganz einfach davonlaufen. Weil das aber nicht möglich ist, bleibt ihm in seiner Ängstlichkeit nur die Notwehr.
Einem Pferd ist es ziemlich egal, wie wir Menschen eine Situation einschätzen. Hat es einmal schlechte Erfahrungen z.B. mit dem Sattelauflegen gemacht, wird es sich vor jedem Sattelauflegen erneut fürchten und dementsprechend reagieren. Erkennt ein Reiter diese Situation nicht und wundert sich, dass das Pferd außer Rand und Band gerät, weil er ja „nur“ den Sattel auflegen will, dann kann es im Extremfall zu schweren Verletzungen durch Huftritte kommen.
Es ist immer schwer, Vertrauen neu aufzubauen, wenn ein Pferd schon schlechte Erfahrungen gemacht hat. Das allein ist für viele Reiter ein Grund, weshalb sie sich ein eigenes Pferd zulegen, das sie von klein auf kennen und mit dem sie so umgehen können, dass das Pferd ein tiefes Vertrauen zu ihnen aufbauen kann. Dazu gehört nicht zuletzt auch die Auswahl des richtigen Reitzubehör. Qualitativ hochwertige Materialien für Sattel, Zaumzeug, Stallausstattung sorgen dafür, dass ein Pferd so wenig wie möglich, diese Dinge als Last empfindet, oder dass durch schlechtes Material oder Verarbeitung, schmerzhafte Scheuerstellen entstehen, die vielleicht nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind. Brüchige Legierungen an Metallteilen, oder gar Kunststoff- oder Metallsplitter von gebrochenen Zubehörteilen des Zaumzeugs können einem Pferd Höllenqualen bereiten. Hier sollte man auf keinen Fall sparen. Für uns selbst würden wir auch keine zu engen Schuhe oder Reißverschlüsse die drücken, und scheuern tolerieren.
Pferde wollen geführt werden. Sie brauchen Sicherheit im Umgang mit dem Menschen. Pferde brauchen einen starken Partner, der ihnen jederzeit das Gefühl vermittelt: Du bist in Sicherheit, was immer ich auch mit dir tue, es wird dir kein Schaden oder Schmerz entstehen. Nur wer in der Lage ist, seinem Pferd diese Sicherheit durch klares Handeln zu vermitteln, wird sich auch auf sein Pferd verlassen können und muss nicht mit unvorhergesehenen Ausbrüchen rechnen. Das gilt auch und gerade für Pferde, die im Gelände geritten werden. Wer sein Pferd früh an alle möglichen Ereignisse und Geräusche gewöhnt, ihm zur Seite steht und zeigt, dass ihm nichts geschehen wird, hat einen zuverlässigen Partner, der weder zickt noch dickköpfig seine eigenen Entscheidungen trifft.