Die meisten Reiter verwenden zum Reiten eine Trense mit eingeschnalltem Gebiss. Der Markt für Gebisse ist in den letzten Jahren gewaltig gewachsen und viele Neuerungen sind eingeführt worden. Da ist es schwer die Übersicht zu behalten. In den folgenden Zeilen wollen wir einen kurzen Überblick über die verschiedenen und am häufigsten verwendeten Modelle verschaffen und auf deren Wirkung eingehen. Außerdem geben wir Tipps, um die richtige Größe zu ermitteln.
Das einfach gebrochene Gebiss besteht aus zwei Schenkeln, die in der Mitte durch ein Gelenk verbunden sind und liegt auf der Zunge und den Laden des Pferdes auf. Das Gelenk liegt mittig auf der Zunge und hat auf die Laden keinerlei Wirkung. Wenn der Zügel auf einer Seite angenommen wird, wird dies vom Pferd gut verstanden, da der nicht angenommene Schenkel ruhig auf der Zunge liegen bleibt. Bei einem Annehmen beider Zügel oder einer rückwärtswirkenden Reiterhand stellt sich das Gebiss am Gelenk auf und es wirkt ein quetschender Druck auf Zunge und Laden des Pferdes. Früher wurde angenommen, dass durch das Annehmen beider Zügel das Gebiss sich soweit aufstellt, dass es auf den Gaumen des Pferdes drückt. Dies wurde allerdings in verschiedenen Studien widerlegt, vorausgesetzt das Gebiss wird in der richtigen Größe gewählt.
Das doppelt gebrochene Gebiss besteht ebenfalls aus 2 Schenkeln und einem kurzen Mittelstück. Dieses liegt auf der Zunge des Pferdes auf und soll sich somit dem Maul des Pferdes besser anpassen. Bei diesem Gebiss kommen die Zügelhilfen weniger deutlich an als beim einfach gebrochenen Gebiss. Es wirkt großflächig auf Laden und Zunge.
Einfach und doppelt gebrochene Trensen werden meist in Form von Wassertrensen, Olivenkopftrensen oder Knebeltrensen (auch Schenkeltrense genannt) verwendet. Bei der Wassertrense sind die Trensenringe freilaufend. Dadurch kommen Zügelhilfen etwas schwammiger im Maul an. Bei Olivenkopf- und Knebeltrensen sind die Ringe fixiert, wodurch das Gebiss ruhiger im Maul liegt und die Zügelhilfen deutlicher beim Pferd ankommen. Außerdem haben diese Trensen durch die fixierten Ringe eine seitliche Wirkung.
Dieses Gebiss sieht aus wie eine Wassertrense, allerdings sind oben und unten am Trensenring nochmals kleine Ringe fest angebracht,
in die die Zügel und das Reithalfter geschnallt werden. Zusätzlich zur Wirkung eines einfach oder doppelt gebrochenen
Gebisses entsteht durch die kleinen Ringe und das Fehlen einer Kinnkette eine starke Hebelwirkung. Daher gehört dieses Gebiss nur in erfahrene Hände und wie alle scharf wirkenden Gebisse keine Dauerlösung! Es sollte das Ziel sein, das Pferd wieder mit einem sanfteren Gebiss zu reiten. Der Vorteil am 3-Ringe-Gebiss ist, dass es auch als normale Wassertrense verschnallt werden kann.
Das Pelham ist eine Kombination aus Wassertrense und Kandare und wird mit einer Kinnkette verwendet. Die seitlichen Ringe sind an einem Schenkel angebracht, an dessen Ende ein weiterer kleiner Ring befestigt ist. Somit hat man hier verschiedene Möglichkeiten, um die Zügel zu verschnallen:
– Ein Zügelpaar in den großen Ringen
– Zwei Zügelpaare (ein Paar in den großen, ein Paar in den kleinen Ringen)
– Mit einem Zügelpaar und Pelham-Riemchen. Diese Riemchen werden in den oberen und unteren Ring geschnallt und an diesem Riemchen wird der Zügel befestigt. Somit erzielt man eine kombinierte Wirkung
Das Pelham wird beim Springen und bei heißen Pferden oft im Gelände verwendet.
Allerdings wirken mit dem Pelham große Zug- und Hebelkräft auf das Pferdemaul. Daher sollte auch dieses Gebiss nur von erfahrenen Reitern und zur kurzzeitigen Korrektur verwendet werden.
Durch eine falsche Handhabung kann das Pferd noch stumpfer werden und folglich schlechter auf Hilfen reagieren.
Oft ist es aber besser, das Pferd mit dem Pelham kurzzeitig mit feinen Zügelhilfen zu korrigieren, als ständig mit einer Wassertrense grob einwirken zu müssen.
Die Dressurkandare ähnelt dem Pelham, allerdings gibt es keine seitlichen Ringe, um die Zügel zu befestigen. Es gibt nur kleine Ringe am Ende der Kandarenbäume, in welche die Zügel eingehängt werden. Daher wird die Kandare nur in Verbindung mit einer Unterlegtrense (meist eine einfach oder doppelt gebrochene Wassertrense) verwendet. Die Kandare kommt überwiegend bei der Dressur zum Einsatz und wird nur von absolut erfahrenen Reitern und Pferden verwendet. Die Kandare wird zusätzlich mit einer Kinnkette fixiert. Diese wird so verschnallt, dass die Hebelwirkung erst bei einer 45°-Stellung wirkt.
Auf Kandare wird mit 2 Zügelpaaren geritten und es entsteht auch hier sowohl eine Hebelwirkung (Kandare) als auch eine Zugwirkung (Unterlegtrense). Da aber beide Gebisse nicht miteinander verbunden sind, können beide Wirkungen gezielt eingesetzt werden. Allerdings ist es das Ziel, das Pferd hauptsächlich über die Unterlegtrense zu steuern. Die Kandare sollte verwendet werden, wenn das Pferd auf die Hilfe der Unterlegtrense nicht wie gewünscht reagiert.
Sowohl Reiter als auch Pferd sollten bei Verwendung der Kandare in der Ausbildung weit fortgeschritten sein. Außerdem sollte die Kandare nur zu Trainingszwecken und auf Turnieren zum Einsatz kommen und nicht ständig verwendet werden.
Des Weiteren gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Materialien (verschiedene Legierungen, Kunststoff, mit Apfelgeschmack, Leder,…) und Formen (z.B. anatomisch geformt) die für Gebisse verwendet werden. Für jedes Pferd muss individuell entschieden werden, welches Gebiss das richtige ist und womit es sich wohlfühlt. Da hilft es meist nur verschiedene Arten auszuprobieren. Manche Pferde fühlen sich mit einfach gebrochenen Gebissen wohler, andere bevorzugen doppelt gebrochene. Jeder Reiter sollte das Ziel haben, sein Pferd mit einem sanften Gebiss und ohne große Krafteinwirkung sein Pferd zu steuern und zu kontrollieren.
Reiter die an Turnieren teilnehmen, dürfen nur Gebisse verwenden die gemäß der LPO zugelassen sind.
Bei der Auswahl eines Gebisses sind folgende Größen wichtig:
1) Gebissstärke
Hier ist die Dicke des Gebisses gemeint. Das Pferd muss in der Lage sein, sein Maul mit dem Gebiss komplett zu schließen. Die gängigsten Stärken sind 14 und 16 mm. Früher glaubte man, dass dickere Gebisse weicher wirken, als dünnere. Da durch die moderne Pferdezucht das Pferdemaul aber heutzutage weniger Platz bietet als früher, ist im Pferdemaul weniger Platz als häufig angenommen. Am besten ist es, 2 Finger übereinander in die Gebisslage zu legen (keine Angst, hier sind keine Zähne!). Passen 2 Fingern nicht ins Maul, sollte man auf dünnere Gebisse ausweichen.
2) Gebissweite
Gemessen wird immer das Innenmaß des Gebisses. Zur Ermittlung der richtigen Weite nehmen Sie am besten ein bereits vorhandenes (am besten zu großes) Gebiss zur Hand und legen es dem Pferd ins Maul. Nun richten Sie das Gebiss so aus, dass an einer Maulseite der Gebissring anliegt. Auf der anderen Seite wird markiert, wo das Gebiss aus dem Maul tritt. Für einfach gebrochene Gebisse wird nun 1 cm Spielraum hinzuaddiert, bei doppelt gebrochenen Gebissen 0,5 cm. Bei Gebissen mit festen Ringen (z.B. Olivenkopfgebiss) sollte darauf geachtet werden, dass die Ringe seitlich am Pferdemaul anliegen, um die seitliche Einwirkung zu gewährleisten. Daher sollten Sie eventuell eine Größe kleiner gewählt werden, als Gebisse mit freilaufenden Ringen.
Wenn das richtige Gebiss gefunden wurde, muss es auch noch korrekt sitzen. Wenn das Pferd das Gebiss im Maul hat, darf es nicht zu stramm sitzen und am Maulwinkel sollten sich ein bis 2 Falten bilden. Außerdem ist darauf zu achten, dass das Gebiss auf beiden Seiten gleichmäßig hoch verschnallt ist.
1 Comment
[…] Die Wahl des korrekten Gebisses ist eigentlich schon ein Thema für sich. Als Faustregel gilt, dass das Gebiss auf jeder Maulseite einen halben Zentimeter herausschauen sollte. Bei der Wahl der Stärke sind meist 14 bis 16 mm ausreichend, da moderne Sportpferde meist einen zierlichen Kopf haben und weniger Platz im Maul. Zu dicke Gebisse drücken dauerhaft auf die Laden. Die Backenstücke sollten so eingestellt werden, dass sich bei angenommenen Zügel im Maulwinkel 2 Fältchen bilden. Falls der Backenriemen zu lang ist, besteht Gefahr, dass das Gebiss zu tief hängt, gegen die Zähne stößt oder vom Pferd nicht richtig angenommen werden kann. Aber auch zu stramme Backenstücke sind schmerzhaft und reizen die empfindlichen Maulwinkel. Weitere Infos zur Wahl der richtigen Gebissgröße finden Sie in unserem Blog-Beitrag zum Thema Gebissarten und ihre Wirkung! […]