Wie schon das ein oder andere mal in unserem Blog erwähnt, züchten wir Pferde, genauer gesagt arabische Pferde und möchten heute zum Thema Pferde beim Decken informieren.
Unser erstes Fohlen ist im Jahr 2008 geboren, wir sammeln also seit nunmehr 9 Jahren (gedeckt wurde die Mutterstute ja 2007) Erfahrung im Bereich Pferdezucht, also auch zum Thema Pferde beim Decken.
Ein Thema im Bereich der Pferdezucht ist z.B. die Fohlengeburt, aber hier haben wir ja bereits einen Bericht online. Ein weiteres Thema ist Pferde beim Decken.
Für das Decken einer Stute gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Die natürlichste Form ist natürlich, Stute und Hengst zusammen auf einem Auslauf laufen zu lassen und komplett im Natursprung zu decken. Das ist jedoch auch die Deckform, die vermutlich am wenigsten zum Einsatz kommt.
Viele Reiter, die sich nicht so sehr mit dem Thema Zucht befassen, stellen sich bestimmt die Frage, warum das so ist. Wir möchten hier ein paar Gründe nennen.
In der heutigen Zeit sind die Hengste, die im Deckeinsatz sind, meistens besondere Abkömmlinge Ihrer Rasse und somit auch wertvoll. Nicht nur aus finanzieller Sicht, auch aus züchterischer Sicht (Abstammung). Beim Natursprung hat der Mensch nicht wirklich die Möglichkeit, kontrollierend einzugreifen. Wenn also z.B. die Stute noch nicht so weit ist, der Hengst aber unbedingt möchte, kann das ganz schön gefährlich werden. Die Stute könnte ausschlagen und den Hengst ungünstig treffen. Auch der Hengst kann sauer werden und die Stute verletzen.
Letztendlich ist das auch der Hauptgrund, weshalb eher wenig im Natursprung gedeckt wird. Es ist vielen einfach die Verletzungsgefahr zu groß.
Andererseits ist es, wie bereits erwähnt, die natürlichste Deckform. Wir hatten z.B. schon eine Stute, die gespritzt war, um in Rosse zu kommen. Sie zeigte keinerlei Rosseanzeichen obwohl sie direkt neben einem Wallach und Junghengst (Zweijährig) stand. Da ich dachte, dass kann doch nicht sein, sie müsste schon längst rossen, hatte ich damals im Internet recherchiert und da stand, der beste Weg ist, Hengst und Stute zusammen laufen zu lassen. Zuerst hatte ich schon bedenken, da es aber ein Junghengst war, dachte ich, lass es uns ausprobieren.
Mein Mann und ich haben damals die Stute einfach zu dem Junghengst mit auf den Auslauf (er sollte sie auch decken) und der Hengst fing an, an ihr zu schnüffeln. Zu meinem Erstaunen legte die Stute ihren Schweif zur Seite und der Hengst schnüffelte ganz freudig :-).
Ich sage, eigentlich noch aus Spaß zu Markus, meinem Mamm, die wird doch jetzt nicht tatsächlich rossen…. Wobei Schweif zur Seite legen schon ein Anzeichen für Rosse sein kann.
Wir haben die beiden eine ganze Weile beobachtet, sind also dabei geblieben, und tatsächlich nach einer Weile find die Stute sogar an zu blinken. Blinken ist, wenn die Stute die Scheide öffnet und schließt. Ich war echt erstaunt. Die beiden standen ja uch im Stall nebeneinander und konnten sich über die Absperrung beschnuppern und die Stute lief ja auch mit anderen Stuten im Offenstall, zeigte aber rein gar nichts. Bis sie dann beim Hengst war, ich dachte ich seh nicht richtig.
Es hat nochmal eine Weile gedauert und die Stute fing an zu pinkeln. Das ist dann so das Anzeichen, wenn die Stute stark blinkt, pinkelt und noch ein paar Dinge, die einem zeigen, die Stute ist soweit.
Insgesamt hat es ca. eine Stunde gedauert, aber, ich hätte es nicht erwartet, der Hengst konnte tatsächlich decken! Wir haben die beiden dann täglich zusammen gelassen, unter Aufsicht, bis nichts mehr lief. Ich meine mich zu erinnern, es war noch 1 Tag.
Ca eine Woche später als ich gerade gemistet habe, hörte ich auf einmal so gequietsche aus dem Laufstall. Im Laufstall stand die Stute und auch der Hengst, jedoch durch Gitter und Koppelzaun getrennt. Als ich dann gleich rüber bin, sah ich, dass die Stute wieder rosst. Also haben wir die beiden wieder zusammen gelassen und der Hengst hat sie nochmal gedeckt. Da das sozusagen doch etwas chaotisch lief, insgesamt mit dem Decken und der Hengst ja erstmals gedeckt hat, dachte ich, na das hat nicht geklappt. Aber ich wurde eines Besseren belehrt und der Ultraschall hat ergeben, dass die Stute tragend ist. Mittlerweile ist das Fohlen aus dieser Anpaarung auch schon 1 Jahr alt!
Dieses Jahr hatten wir noch eine Erfahrung zum Thema Natursprung. Eine unserer Stuten wurde besamt von einem Hengst im Ausland. Der Ultraschall ergab, dass es nicht geklappt hat. Da bisher mit dem versuchten besamen schon alles schief lief und es schon Mitte Juli war, hatten mein Mann und ich entschieden, jetzt wird es uns zu spät, jetzt decken wir sie mit unserem Kamyar. Allgemein hatten wir mit dieser Stute die Erfahrung, dass sie bei Frischsamen nur sehr schwer aufnimmt.
Wir haben sie dann zuerst mit Kamyar an der Hand gedeckt und dann entschieden, es doch auch mal im Natursprung zu versuchen. Das ist ja auch gut für den Hengst, denn der lernt dadurch auch auf die Zeichen der Stute zu reagieren. Außerdem finden wir es auch für die Pferde schöner.
Also haben wir die beiden zusammen auf den Auslauf. Wir haben das so gemacht, dass Markus den Hengst im Auslauf gehalten hat und ich habe die Stute dann rein geführt. Wir haben dann die Stute abgehängt, um zu sehen was sie macht. Sie lief gleich Richtung Hengst (er stand ein paar Meter weg von ihr) und Markus hat dann auch den Hengst los gelassen.
Die beiden haben dann gleich aneinander geschnuppert und sich betüddelt (so nennen wir das, also liebevolles „Vorspiel“). Es hat nicht lange gedauert, dann deckte der Hengst die Stute im Natursprung. Wir haben die beiden vielleicht 30 Minuten zusammen gelassen (der Hengst hatte zuvor schon an der Hand gedeckt, nicht wie damals Nassaj der völlig unerfahren war) und der Hengst sprang einige Male auf.
Wir haben die beiden dann früh und abend bis die Rosse vorüber war, zusammen auf den Auslauf, immer unter Beobachtung und der Hengst hat einige Male gedeckt. Der Ultraschall ergab, die Stute ist tragend. Das hat uns wieder gezeigt, decken im Natursprung ist der beste Weg. Diese Stute hat beim besamen immer schlecht aufgenommen und an der Hand musste auch meist öfter gedeckt werden. Aber im Natursprung war sie sofort tragend.
Auch das spricht für uns, soweit es möglich ist, für Natursprung. Zumindest bei unseren eigenen Stuten, bei fremden wäre es uns ehrlich gesagt auch zu gefährlich.
Eine weitere Variante um Stuten zu decken, ist das Decken an der Hand.
Decken an der Hand bedeutet, dass Hengst und Stute gehalten werden. Oft wird die Stute auch in einen extra Deckstand gebracht, so dass sie nicht weg kann und den Hengst nicht treten kann oder wird gefesselt, und dann wird der Hengst von hinten an die Stute heran geführt und deckt diese eben an der Hand.
Oft ist es hier auch so, dass Stute und Hengst vorher gar nicht aneinander schnuppern dürfen, noch sonst etwas. Die Stute wird, wenn es den Anschein hat, dass sie soweit sein könnte, in einer Halle oder sonst wo, gehalten und der Hengst kommt von hinten. Sollte die Stute noch nicht so weit sein, tritt sie natürlich und wird dann im Normalfall auch nicht gedeckt. Wie das mit Deckständen oder bei Fesselung funktioniert, haben wir noch keine Erfahrung gesammelt.
Wenn die Stute dann den Hengst ran lässt, springt dieser auf und deckt die Stute.
Wir haben eine Box in unserer Scheune die aus Holz gebaut ist, also Bretter. In diese Box bringen wir die Stute und kommen mit dem Hengst von außen an die Boxenwand. Die Stute ist in der Box so dass also nicht gedeckt werden kann. Wenn die Stute soweit ist, merkt man das, denn dann zeigt sie Interesse am Hengst. Wir lassen die beiden dann auch, über die Boxenwand, aneinander schnüffeln. Man sieht dann eigentlich schon gut, ob die Stute soweit ist oder nicht. Sie blinkt dann ja, zeigt Interesse am Hengst, pinkelt usw. Wir lassen die beiden dann erst schnuppern, sich kennen lernen und wenn beide in Stimmung sind, kommt der Hengst nochmal in seine Box und die Stute kommt von außen an die Bretterwand.
Wenn die Stute dann von außen an der Bretterwand steht, der Halter der Stute steht übrigens in der Box, also relativ sicher, wo er nicht von Hengst getroffen werden kann, kommt der Hengst von hinten. Er schnuppert dann nochmal an der Stute und bringt diese nochmal weiter in Stimmung und deckt sie dann. Wir denken, das kommt zumindest ein bisschen in Richtung Natursprung und gibt den Pferden zumindest noch etwas natürliches zurück, wenn sie sich vorher zumindest mal kennen lernen.
Eine weitere Methode der Bedeckung einer Stute ist das Besamen. Hier unterscheidet man Frischsamen und TG Samen.
Beim Frischsamen gibt es nochmal die Variante, dass die Stute im Stall zuhause bleibt und man Samen geschickt bekommt oder aber manchmal muss auch die Stute zum Hengst. Bei der Variante, wo die Stute zum Hengst muss, kann es z.B. sein, dass der Hengst keine so tolle Samenqualität hat, so dass der Samen nicht versendet oder verdünnt werden kann. Es läuft dann normalerweise so ab, dass der Hengst abgesamt wird und die Stute direkt damit besamt wird. Hier geht es auch darum, dass der Hengst und die Stute sich nicht verletzen.
Bei der Variante mit dem Frischsamenversand läuft es so ab: Man braucht regelmäßig einen Tierarzt, der den Follikel der Stute kontrolliert. Wenn das Follikel eine entsprechende Größe aufweist und auch ansonsten die Rosseanzeichen gut sind, bestellt man den Samen. Hier muss man manchmal auch sprichwörtlich etwas in die Zukunft schauen, denn der Hengst wird ja dann erst abgesamt, wenn der Samen bestellt wird und der Samen ist meist eine Nacht unterwegs. Bei manchen Hengsten bekommt man auch nur an bestimmten Tagen Samen, so dass man hier wirklich alles gut planen muss. Ev auch die Rosse der Stute passend legen und entsprechende Medikamente.
Wenn man dann den Samen bestellt hat, wird dieser meist am nächsten Tag in einer Styroporbox geliefert, die speziell für Samenversand geeignet ist. Diese Box ist so aufgebaut, dass der Samen in der Mitte der Box liegt, recht und links daneben sind dann Fächer für Kühlakkus. Der Samen darf nämlich auch nicht zu kalt werden.
Wenn der Samen dann angekommen ist, sollte man gleich den Tierarzt rufen, dass dieser kommt um die Stute zu besamen.
Bei der Variante des Gefriersamen (auch TG Samen) läuft es etwas anders ab. Da ist der Samen gefroren. So kann man aber den Samen weltweit versenden.
TG Samen haben wir selbst noch nicht ausprobiert.
Vom Ablauf ist es hier meist das einfachste, wenn man die Stute in die Klinik bringt. Beim TG Samen muss nämlich ziemlich oft der Rossestand durch Ultraschall kontrolliert werden. Wenn hierzu ständig der Tierarzt in den Stall kommen muss, ist das ziemlich aufwändig und auch kostspielig. Vor allem weil ein Ultraschall auch nachts anfallen kann. Es empfiehlt sich also, die Stute in die Klinik zu bringen.
Bezüglich des Samens ist es hier einfacher, denn da dieser eh gefroren ist, kann dieser schon rechtzeitig bestellt werden und beim Tierarzt gelagert werden. Beim Tierarzt sollte man vorher natürlich abklären, ob er die Möglichkeit hat, TG Samen zu lagern.
Normalerweise bekommt man auch 2-3 Portionen des TG Samen.
Wie gesagt, haben wir selbst TG Samen noch nicht benutzt. Unsere Züchterfreunde haben unterschiedliche Meinungen dazu. Wir haben schon gehört, dass Stuten sofort tragend waren, aber auch, dass es gar nicht geklappt hat. Wir denken, dass hängt sicherlich auch damit zusammen, wie erfahren der Tierarzt mit TG Samen ist, wie die Qualität des Samen ist uvm.
Das waren jetzt so die Erfahrungen, die wir bisher in Sachen Bedeckung einer Stute gemacht haben.
Hier noch ein Video dazu:
Vielleicht haben Sie ja Lust, uns in Form eines Kommentars, auch Ihre Erfahrungen zu berichten. Wir freuen uns über jede Meinung.